Donnerstag, 23. Dezember 2010

Im Krankenhaus, auf Partys und am Strand

Vor 2 Wochen hatte ich ein dickes, rotes Auge und wollte deshalb zum Arzt gehen. Meine Mama hat mich ins Krankenhaus gebracht (Arztpraxen gibt es hier so weit ich weiss kaum). Ich hatte die Nummer 61 und musste erstmal 2 Stunden warten bis ich mich anmelden konnte. Dann durfte ich mich, nachdem sie mir den Blutdruck gemessen hatten, in einen anderen Raum setzen. Ab und zu kam eine Krankenschwester und hat Leute in bestimmte Reihenfolgen gesetzt, die dann aber doch nicht eingehalten wurden. Nach einer weiteren Stunde war ich dann beim Arzt in einem Zimmer zusammen mit 2 anderen Patienten und Aerzten. Der hat sich mehr fuer mich als fuer mein Auge interessiert... Mit dem Rezept bin ich dann in die Apotheke, die zum Krankenhaus dazugehoert. Ich hatte das System nicht verstanden, aber nette Leute haben es mir erklaert. Also hab ich mich erstmal angestellt um mein Rezept abzugeben. Nach einigen Minuten hab ich es mit einem Preis drauf weiderbekommen. Dann hab ich mich zum Bezahlen angestellt. Die Quittung und das Rezept hab ich abgegeben und als ich irgendwann aufgerufen wurde, hab ich in einem anderen Raum nochmal gewartet bis ich dran war und mir der Apotheker erklaert hat, was ich wie nehmen soll. Nach 4 mal anstellen, was ca. 1 Stunde gedauert hatte, konnte ich die Apotheke dann leicht genervt verlassen. Meinen Augen gings schnell wieder besser. Die Frauen im Waisenhaus haben sehr gelacht, weil Apollo (so heisst die ganze Sache) hier recht haeufig auftritt und sie dachten, dass das Weisse nicht bekommen koennen. Koennen wir aber definitiv, weil 4 andere Freiwillige auch Apollo hatten. Es ist uebrigens nicht in allen Krankenhaeusern und auch in dem anscheinend nicht immer so.
Am vorletzten Wochenende sind wir wieder zu meinen nigerianischen Grosseltern gefahren, weil wir auf einer Hochzeit eingeladen waren. Dafuer gab es auch weider ein neues Native. So wie das letzte mal sind wir wieder erst mittags hingegangen, obwohl es eigentlich um 10 losgehen sollte. Biodun meinte aber, dass das 10 Uhr afrikanische Zeit ist und man also nie genau weiss, wann es wirklich losgeht. Als wir ankamen, wurden noch muslimische Gebete gesprochen, ansonsten war es so wie auf den anderen Partys, auf denen ich bisher war, auch. In einem grossen Zelt gab es Essen und Trinken, Musik, es wurden Fotos gemacht und getanzt. Dabei wird oft demjenigen, der das Fest veranstaltet, also dort dem Hochzeitspaar, Geld in kleinen Scheinen ueber Kopf und Schultern gestreut. Meine Begleiterinnen waren anscheinend darauf aus, moeglichst viel mit nach hause zu bringen. Jedenfalls wurde Reis und Fleisch in Plastiktueten gepackt und Wein in kleine Flaschen umgefuellt...Diesmal hatte nicht die ganze Gesellschaft Kleidung aus demselben Stoff, sondern einzelne Gruppen wie Freunde vom College oder die Familie hatten jeweils einen eigenen Stoff.
Mit 10 von meinen Kindern war ich auf 2 Weihnachtsfeiern. Einmal war es eine fuer benachteiligte Kinder in Lagos. Es wurden verschiedene Spiele gespielt, VIEL gegessen und getrunken (wobei unsere Begleiterinnen das meiste gleich eingesammelt haben, sogar das Stueck Fleisch auf jedem Teller) , es gab ein Krippenspiel und zum Schluss hat jedes Kind ein Geschenk vom Weihnachtsmann bekommen. Unsere Kinder waren dort mit die juengsten, sie kamen mir ein bisschen ueberfordert  vor und haben bei den Spielen auch nur zugeschaut. Zu der anderen Feier sind wir mit 4 Erwachsenen und 10 Kindern in einem Golf gefahren. Da die Fahrt relativ lang war, sind einige eingeschlafen und auf der Feier, wo sie eigentlich etwas vorsingen sollten, waren dann alle muede und eingeschuechtert. Deshalb hat unser Begleiter nach ca. 1 Minute singen schnell “vielen Dank fuer Ihre Aufmerksamkeit” ins Mikro gesagt, die Kinder sind von der Buehne und wir wieder nach hause gefahren.
Fuer die Weihnachtsfeiern haben alle Maedchen im Waisenhaus schoene Frisuren mit Kunsthaar und Perlen bekommen. Meine eigenen Haare sind im Moment auch wieder geflochten. Im Haare aufmachen bin ich uebrigens jetzt sehr geuebt, weil den Kindern alle paar Wochen die Haare neu geflochten werden.

Hier bekommt man von der Arbeit zu Weihnachten oft so etwas wie einen Sack Reis und Bohnen oder ein Huhn geschenkt. Die Lehrer von unserer Schule haben alle einen halben Sack Reis und einen Karton Indomie (das sind 3 Min.-Nudeln, die viel und gerne gegessen werden) bekommen. Die Grandma von allen Kindern, die dort mit wohnt und im Waisenhaus die Chefin ist, meinte, dass sie mir auch etwas geben will. Weil ich ja normalerweise immer mit dem Bus fahre, hat sie extra den Fahrer vom Roten Kreuz engagiert um mich nach hause zu bringen. Unsere Ladung war ein ganzer Sack Reis, eine Tuete Bohnen, 2 Kartons Indomie, 4 Yamswurzeln, ein Pack Yoghurtdrinks und ein riesen Pack Klopapier. Grandma hat mir auch erklaert warum ich so viel bekomm. Sie meinte, dass ich die erste Freiwillige bei ihnen bin, die wirklich was arbeitet und zuverlaessig da ist. Das war auf jeden Fall sehr nett.
Den vierten Advent hab ich zusammen mit anderen Freiwilligen am Strand verbracht. Wir hatten einen total gemuetlichen Tag mit Kokosnuss essen, baden, im Schatten liegen und mit verschiedenen Verkaeufern ueber Preise von Tuechern, Taschen, Schnitzereien ... verhandeln.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Mal wieder ein paar Bilder

Noch zum Essen, hier ein Bild von Amala mit Okro, einem Stueck Fleisch und Stew. In der blauen Schuessel im Hintergrund ist Wasser zum Haendewaschen. Oft wird dann nach dem Essen lieber das Trinkwasser zum Haendewaschen benutzt als dass man aufsteht und sich die Haende am Waschbecken waescht.



ein ICYE Mitarbeiter und ich beim Palmwein trinken
Urwald in Ikenne
Das war das Haus von Susanne Wenger mit vielen interessanten Gestalten am Gelaender und ueberall im Haus verteilt.

Dienstag, 23. November 2010

In Ibadan und Oshogbo

Da in der letzten Woche Dienstag und Mittwoch muslimischer Feiertag war, sind wir zu den Eltern meiner Mama nach Ibadan gefahren. Jetzt kenn ich also meine Grossfamilie mit Oma und Opa, Tanten, Onkels und 2 kleinen Cousinen. Sie wohnen etwas ausserhalb der Stadt (wir sind auf einer Strasse gefahren, die ich eher als Sandbuckelpiste bezeichnen wuerde) und es war so wie ich mir "das afrikanische Leben", das es so natuerlich nicht gibt, vorgestellt habe. Sie haben keine Strom- und Wasserleitung, aber einen Generator. Es gibt Huehner, Ziegen, Schafe und gekocht wird hinterm Haus ueber dem Feuer. Dienstag vormittag wurde in Erinnerung an das Opfer von Abraham ein Widder geschlachtet, was sie nur einmal im Jahr an diesem Feiertag machen. Erst wurde er getoetet, dann mit Kerosin eingerieben, angezuendet bis all das Fell verbrannt war, mit Seife und Wasser gewaschen und schliesslich aufgeschnitten und in Kleinteile zerlegt. Bis dahin sass ich gemuetlich unterm Orangenbaum und hab zugeschaut.


Dann durfte ich beim Gedaerme ausleeren, waschen, umdrehen, nochmal waschen und flechten, damit man nicht eine lange Schnur, sondern einen kleinen Zopf auf dem Teller hat, helfen. Ansonsten ist dort nichts Aufregendes mehr passiert, aber ich waere gern noch laenger geblieben, weil es so gemeutlich und erholsam war: Im Halbschatten mit einer leichten Brise sitzen, kein Laerm, Opa schaelt eine Papaya fuer uns und ich versuche Orangen zu pfluecken und auf nigerianische Art zu essen - wunderbar. Zum Glueck ist Biodun bald auf einer Hochzeit in Ibadan eingeladen, sodass wir dann fuers Wochenende wieder hinfahren.

Dieses Wochenende waren wir zu sechst (nur Freiwilllige) in Oshogbo. Die Fahrt von ca. 215 km hat 5 1/2 h gedauert. Wir standen lange im Stau und der Trick, dass wir ueber den Gruenstreifen auf die Gegenfahrbahn gewechselt haben, hat uns zwar nicht zu einer frueheren Ankunft, aber der Gegenrichtung zu ebenfalls Stau verholfen. (Sie kamen dann dafuer auch auf unsere Fahrbahn, jaja nigerianischer Verkehr) Deshalb hatten wir dann garnicht so viel Zeit dort, aber es war trotzdem sehr schoen. Besonders gut gefallen hat und das Haus von Susanne Wenger, einer oesterreichischen Kuenstlerin, die sich intensiv mit der Kultur und v.a. auch Religion der Yoruba auseinandergesetzt hat. Susanne Wenger ist 2009 gestorben, aber eine Frau, die in dem Haus wohnt, hat uns von ihr erzaehlt und wir durften uns einfach so im Haus all die Kunstwerke anschauen. Wir waren auch im sacret forest, einem wunderschoenen, friedlichen Stueck Wald, fuer das sie Statuen und einen Tempel gemacht hat. Da muss ich gleich meinen letzten Eintrag korrigieren, weil wir naemlich ein paar Affen gesehen haben. Es gab viele schoenen Schmetterlinge und natuerlich Moskitos, die mir auch sonst recht haeufig begegnen.

Samstag, 20. November 2010

Von Tieren, nigerianischem Essen und Yoruba sprechen

Bei uns zuhause ist das Essen nicht besonders abwechslungsreich. Es gibt abends immer entweder Reis, manchmal mit Bohnen, und dazu Stew, eine rote, scharfe Sosse mit Fleisch und/oder Fisch. Netterweise war in der Sosse anfangs mehr Tomatenmark, sodass es nicht zu scharf fuer mich war. Oder es gibt Amala, ein weicher Kloss aus Yammehl, auch mit Stew und dazu Okro, eine gruene Frucht, die zerkleinert und gekocht wird, sodass es eine schleimige Sosse wird. Das Ganze wird mit der Hand gegessen. Das mach ich sehr gern. Es gibt natuerlich auch verschiedene andere Gerichte, aber einiges mag mein Bruder nicht oder wir machen es einfach nur sehr selten. Leider gehoert dazu auch Plantain (Kochbanane), die gebraten oder gekocht superlecker schmeckt. Ich mag den Fisch hier wesentlich lieber als Fleisch, manchmal sinds nur ein bisschen viele Graeten. Dann macht sich meine Familie oft lustig, weil die doch so weich sind und man sie einfach mitessen kann. Obwohl ich sonst alles aufessen muss, darf ich immerhin Knochen und Graeten uebrig lassen. Das mit dem Aufessen ist manchmal echt schwierig, weil man eine Portion bekommt und die dann isst. D.h. ich muss vorher wissen, wie gross mein Hunger ist, weil alles, was im Topf ist, aufgeteilt und gegessen wird. Ich wuerde aber lieber 2-5 kleine Portionen essen.
Morgens ess ich meistens Obst oder Brot (sowas wie ungetoastetes Toast) mit Marmelade. Die selbstgemachte aus Deutschland hab ich leider schon aufgebraucht, aber in einem kleinen Supermarkt konnte ich neue kaufen. Am Samstag gibts vormittags Bohnen, sonntags Ei, Brot und Tee mit Milch und Honig!! Unter der Woche ess ich mittags normalerweise mit den Kindern, meist Reis oder Nudeln. In letzter Zeit gabs aber oefter mal nicht genug und ich will den Kindern ja nichts wegessen. Manchmal gabs auch einfach nur ein paar Kekse.
Essen ist fuer mich dort oft schrecklich. Manche koennen noch nicht richtig allein essen, sodass ihnen die Haelfte runterfaellt, sie dann eben vom dreckigen Boden weiteressen. Manche essen so langsam, dass die schnelleren ihnen das Essen vom Teller klauen und andere haben so grossen Hunger, dass sie alles, was den anderen noch am Finger, im Gesicht oder am T-shirt haengt, aufsammeln. Grosses Geschrei gibt es auch immer ums Wasser und ich glaube, dass sie haeufig nicht genug zu trinken bekommen. Oft fragen sie mich schon morgens, wenn ich komm, nach Wasser, aber es gibt dann erst 2-3 Stunden spaeter was. Letztens hat ein Junge sogar aus dem Eimer, der im Klo steht, Wasser getrunken, das eigentich dafuer da ist, den Kindern den Po zu waschen. Kinder gewaschen hab ich in den letzten 2 Wochen sehr oft, weil 10 Kinder jetzt lernen sollen aufs Klo zu gehen und das noch nicht so recht klappt.
In den letzten Wochen hatte ich neben der Anstrengung sehr viel Spass mit den Kindern. Mit vielen kann ich jetzt, wo ich sie besser kenn, auch besser umgehen. Aber es gibt leider auch einige, bei denen ich ratlos und ueberfordert bin. Die meisten Kinder singen sehr gern (die ersten Weihnachtslieder werden hier auch schon seit anfang November geuebt, aber fuer mich fuehlt es sich so an wie Strohsterne basteln im Sommer), Klatschspiele und Hoppe-hoppe-Reiter ist auch immer angesagt. Ich finds am lustigsten, wenn sie tanzen. Wenn dort Musik laeuft, dann solltet ihr mal diese 2-5 jaehrigen Kinder sehen! Die koennten genauso gut 16 sein. Letztens hatten sie dann noch alle Sonnenbrillen geschenkt bekommen - sooo cool. Inzwischen hab ich schon mehrere Geburtstage im Waisenhaus mitbekommen. Dann werden alle Kinder schoen angezogen, singen fuer das Kind oder manchmal kommen auch Leute von ausserhalb, die mit den Kindern ihren Geburtstag feiern wollen, “happy birthday” und essen ein kleines Stueck vom Kuchen. Die Kuchen sind meist ganz bunt und suess und sehen sehr kuenstlich aus.
Ich war auch schon auf dem 1. Geburtstag der Tochter einer Bekannten eingeladen. Die ca.20 Kinder wurden durch laute Ansagen ins Mikro zu verschiedenen Spielen animiert, die 50 Erwachsenen haben zugeschaut und sich unterhalten. Es gab was zu essen, Musik und es wurden ganz viele Bilder mit dem Geburtstagskind und -kuchen gemacht.
Weil ich schon ein bisschen an mangelndem Musik machen leide, find ichs sehr schoen, dass in der Methodistenkirche einmal im Monat am Sonntag Abend 2 Stunden lang Kirchenlieder gesungen werden. Die Lieder wurden mit Orgel und Chor begleitet. ein paar Chorstuecke mit einer Band. Meistens hab ich ein bisschen hinterher gesungen, weil nur der Text abgedruckt war, ich aber die Melodie nicht kannte (ausser bei “Lobe den Herren” auf englisch).
Vorletztes Wochenende sind 9 Freiwillige (wir sind jetzt 12 deutsche und 6 andere) mit einem vom ICYE (unsere Organisation) in seinen Heimatort gefahren, wo ein Festival war. Sein Papa hat uns alle ganz lieb beherbergt und extra den Fotographen bestellt. Am Samstag gab es einen Umzug mit maskierten Trommlern, singenden, tanzenden Kindern, Trompetern, vielen Leuten in traditioneller Kleidung und einigen seltsamen Gestalten. Als wir abends in einer Bar sassen, haben wir von einer von den Frauen, die mit einem Tablett voller verschieden grosser Kruege auf dem Kopf rumgelaufen sind, einen Krug leckeren Palmwein gekauf. Bevor wir am Sonntag wieder zurueck gefahren sind, habe wir einen Spaziergang durch den Urwald gemacht. Es war so schoen zwischen all dem Dreck und Laerm in Lagos mal wieder ganz viel Gruen und Stille um sich zu haben.
In meinem Alltag ist es eigentlich immer laut durch Verkehr, Generatoren, schreiende Leute, Tiere, ... und ich fuehl mich ziemlich dreckig. Es sind nicht nur die Kinder, die Rotze, Essensreste und ihre dreckigen kleinen Haende an mir abschmieren, sondern v. a. auch der ganze Schweiss, Staub und Sand. Daran, seinen Muell einfach dort hinzuwerfen, wo man gerade geht oder steht, hab ich mich noch nicht gewoehnt. Aber manchmal ist es dann echt schwierig, den Abfall loszuwerden, da ich bisher nur selten oeffentliche Muelleimer gesehen hab. Den Muell von uns zuhause bringen wir ab und zu abends oder frueh morgens in die Naehe von unserer Bushaltestelle, wo er dann von der Muellabfuhr abgeholt wird.
Tiere, die man mit Afrika verbindet, wie Elefanten und Affen hab ich noch nicht gesehen. Mir begegnen dagegen haeufig freilaufende, laut gackernde Huehner, Ziegen, bunte Echsen und besonders in unserer Gegend Widder. Die sind netterweise meist irgendwie festgebunden oder eingezaeunt und werden dann am Strassenrand geschlachtet und zerkleinert. Bei uns zuhause gibts dann noch Ameisen, die wirklich ueberall hinkommen, wo es was zu essen gibt, aber normalerweise sind sie hauptsaechlich in der Kueche. Zusaetzlich hatten wir in letzter Zeit noch Kakerlaken, die aber dank Insektenpulver nicht lang ueberlebt haben.
Meine Yorubakenntnisse verbessern sich leider so gut wie garnicht. Bisher kann ich immer noch nicht viel mehr als das, was wir schon ganz am Anfang gelernt haben wie “Guten Morgen”, “wie gehts” und “ich heisse Regina”. Es aergert mich ein bisschen, weil eigentlich alle Leute um mich sowohl auf der Arbeit als auch zuhause die meiste Zeit Yoruba reden und ich dann nur daneben sitz. Wenn sie pidgin english reden, ist das auch keine Hilfe, weil ich dann nur einzelne Worte versteh. Wenn die Frauen im Waisenhaus was miteinander besprechen, es mir aber nicht extra auf englisch sagen, weiss ich haeufig nicht, was los ist oder was die Kinder gerade machen sollen. Mein Englisch ist ausserdem nicht so besonders gut, sodass ich oft nachfragen muss und mich nicht richtig ausdruecken kann. Mein Gastbruder hat mich trotzdem gelobt, dass ich so gut erklaeren kann, als wir ein paarmal zusammen Aufgaben zu logischem Denken und in Mathe gemacht haben. Er hat naemlich bald irgendeine Pruefung auf der Arbeit und muss dafuer ueben.

Freitag, 12. November 2010

Nur ganz kurz

Im Moment gibts bei uns keinen Strom und kein Wasser. Nachdem wir auch das Wasser in unserer Kueche aufgebraucht haben, mussten wir jetzt schon 2 mal zum naechsten Brunnen zum Wasser holen gehn. Alle Leute, die uns gesehen haben, fandens sehr erheiternd, dass "oyinbo" einen Wassereimer auf dem Kopf traegt und noch lustiger, dass ich es nicht so gut konnte, also immer wieder ein Wasserschwall von oben kam. Es ist aber wirklich angenehmer als den Eimer in der Hand zu tragen. Im Treppenhaus wars besonders schwierig, weil man da mit Eimer auf dem Kopf nicht gerade stehn kann.
Es kommt bald mal wieder ein laengerer Eintrag.

Montag, 25. Oktober 2010

Ein paar Bilder

mein Ankara fuer die Hochzeit, noch ohne Kopfbedeckung, weil ich sie nicht selber binden kann und erst jemanden finden musste, der das fuer mich macht
 auf der Hochzeit mit meinem Gastbruder Akeem













ein Bild mit dem Hochzeitspaar und einer Bekannten, aber es ist irgendwie verzogen, sorry
in der Schule, auch wenn die Kinder eigentlich im Kindergartenalter sind, 2-3 Jahre
es sind eigentlich 2 Klassen in einem Raum: 16 Kinder aus dem Waisenhaus (die mit der Schuluniform) und ca. 15 Kinder von ausserhalb. Es gibt auch 2 Lehrerinnen, die mehr oder weniger unabhaengig von einander "unterrichten"

Montag, 11. Oktober 2010

Dies und das aus meinem Alltag

Oyinbo - Egal wo ich hinkomme wird mir von allen Seiten “Oyinbo” (Weisse\r) zugerufen und ich errege Aufmerksamkeit. Viele sprechen mich an, moechten meine Handynummer und mit mir befreundet sein oder mich heiraten. Vor ein paar Tagen wurde mir auch gesagt, dass ich doch einen deutschen und einen nigerianischen Freund gleichzeitig haben kann. Manchmal ist es ganz nett und lustig und ich kann die Neugier verstehen, weil ich selbst abgesehen von uns Freiwilligen letztes Wochenende zum ersten mal andere “Oyinbos” gesehen hab, aber die Aufdringlichkeit von vielen geht mir ziemlich auf die Nerven. In Schule und Waisenhaus war ich anfangs auch nur Oyinbo und viele Kinder nennen mich immer noch so, obwohl sie alle meinen Namen wissen, weil ich ihnen oft genug sag, dass ich so nicht heisse und auch nicht genannt werden will. Immerhin nennen mich die meisten Frauen inzwischen Regina.
Strom - Zur Zeit haben wir eigentlich meistens keinen Strom oder zumindest nur wenige Stunden am Tag, so dass es fuer mich schon zur Gewohnheit geworden ist, sobald Strom da ist, alle elektrischen Geraete wieder aufzuladen. Leider hat an Tagen ohne Strom das Internetcafe auch geschlossen oder nur wenige Stunden offen, so dass ich die letzte Woche wieder kein Internet hatte. Manchmal haben wir dann auch kein fliessendes Wasser mehr, weil wir 1-2 mal in der Woche Wasser in einen grossen Kanister hier hochpumpen muessen (wir wohnen im dritten Stock). Wir haben aber in der Kueche immer noch sowas wie Regentonnen voll Wasser, das wir dann solange verwenden.
Verkehr - Von dem fuer mich anstrengenden Verkehr hier hab ich ja schon geschrieben. Letzte Woche hab ich mich erst recht leicht ueberfordert gefuehlt, als mich ein kleines Maedchen gefragt hat, ob ich ihm ueber die Strasse helfen kann. Wir haben es aber doch geschafft :-) In den Bussen gibt es meist einen Fahrer und einen, bei dem man bezahlt und der laut schreit, wo der Bus hinfaehrt. Manchmal muss er auch den Bus anschieben, damit der anspringt. Beim Bus und keke marwa fahren muss ich immer schauen, dass ich irgendwie an kleine Scheine komme oder zumindest fragen, ob sie Wechselgeld haben, bevor ich einsteige. Selbst bei 200 Naira, also ca. 1 Euro, ist es manchmal schon schwierig. Beim Bankautomaten bekomme ich aber normalerweise nur 500 und 1000 Naira Scheine.
Arbeit - Vorletzte Woche bin ich 3 Tage lang vormittags mit einer Gruppe unterwegs gewesen, die Babys und Muetter geimpft hat. Ich hatte zwar nichts zu tun, aber es war interessant. Ich bin meist mit 2 anderen durch die Strassen gelaufen (teilweise auch durchs Wasser gewatet). Wir haben in den Haeusern, Huetten und auf der Strasse nach Babys und ihrem Impfpass gefragt und sie dann dorthin gebracht, wo geimpft wurde. Das war dann vor einer Kirche oder in sowas wie einem Gemeinderaum. Obwohl die Impfungen kostenlos sind und in diese Gebiete jede Woche Leute vom Roten Kreuz kommen, gab es viele Kinder, die noch garnicht geimpft worden waren und Eltern, auf die erst sehr lange eingeredet werden musste, bevor sie mitgekommen sind. Die meisten Muetter haben sich auch mehr angestellt als ihre Kinder und schmerzverzerrt geschaut oder nur ihre Kinder impfen lassen.
Jetzt bin ich wieder vormittags in der Schule (eigentlich eher Kindergarten) und nachmittags mit den Kindern zum Spielen. Es ist fuer mich anstrengend und frustrierend, aber auch oft schoen. Viele Kinder sind mir schon sehr ans Herz gewachsen und mein Aerger ueber die Lehrerinnen und Erzieherinnen wird immer groesser. Die Kinder in meiner Klasse, von denen die meisten noch Windeln tragen und die noch nichtmal etwas im Malbuch ausmalen koennen, muessen jeden Tag As und Einsen schreiben. D. h. sie halten mit mir zusammen den Stift und ich schreibe mit ihnen. Ich finde es schade, dass sie nicht sowas wie Farben oder Tiere lernen, was sie wirklich verstehen koennen, oder auf einfache Fragen zu antworten wie z.B. wie sie heissen oder wie alt sie sind. Denn sogar das koennen viele nicht. Die Lehrerin singt oft Lieder und die Kinder werden geschlagen, wenn sie nicht laut genug mitsingen. Es gibt ueberhaupt sehr viele Dinge, fuer die man geschlagen werden kann: wenn ein Kind seine Schuhe auszieht, wenn es kurz vorm Einschlafen ist, wenn ihm die Windel ueberquillt, wenn es nicht antwortet, wenn es Stuehle rumschiebt, wenn es auf den Boden macht (weil die Lehrerin ihm keine Windel angezogen hat), wenn es Daumen lutscht, wenn es schreit ...oder auch einfach so. Mich regt es am meisten auf, wenn die Kinder garnicht verstehen, was eigentlich der Grund dafuer ist, dass sie geschlagen werden oder wenn die Erwachsenen selbst schuld daran sind, was das Kind gerade macht. Es sind aber nicht alle Frauen so, manche sind wirklich nett. Es gibt auch viele schoene Momente, wenn ein Kind das Lied singt, das ich versucht hab ihnen beizubringen, moechte, dass ich ihm was vorpfeife oder einfach nur auf meinem Schoss sitzt.
Zuhause - Inzwischen ist meine “Babysitterin” zum Studieren gegangen und ich bin mit meinem Gastbruder allein. An sich ist das ueberhaupt kein Problem, nur beim Kochen ist es manchmal schwierig, weil wir normalerweise immer gekocht haben, waehrend er in der Moschee war, aber ich manche Dinge noch nicht allein hinbekomm. Am Samstag waren wir auf einer Hochzeit eingeladen und ich war sehr gespannt. Fuer diesen Anlass hab ich mir mein erstes Ankara schneidern lassen, weil hier fuer eine Hochzeit Stoff an die Gaeste verkauft wird, so dass viele Kleidung aus dem selben Stoff tragen. Bei ihnen war es so, dass Freunde und Verwandte der Braut orange getragen haben, und die vom Braeutigam blau. Wir waren aber nur nachmittags fuer ein paar Stunden da, als die ganze Zeremonie schon vorbei war und alle einfach nur gemuetlich zusammen sassen. Eine traditionelle nigerianische Hochzeit hab ich also noch nicht erlebt. Dafuer hab ich mich nett mit einem 9-jaehrigen Maedchen unterhalten.
Am 1. Oktober war Nationalfeiertag, weil 50 Jahre Unabhaengigkeit gefeiert wurde. Mit ein paar anderen Freiwilligen sind wir per Boot an einen Strand auf einer Insel gefahren. Es war heiss und wir Deutschen hatten hinterher ein bisschen Sonnenbrand, aber es war sehr gemuetlich. Am Samstag sind wir in ein Konzert von einem Kirchenchor zusammen mit 8 Streichern und Orgel gegangen. Im ersten Teil haben sie verschiedenes von Haendel gespielt, was mir nicht besonders gefallen hat. Es wurde alles verstaerkt, die Streicher sahen so aus, als ob sie vom Blatt spielen und die Saenger haben eher gebruellt. Dann haben sie aber Kirchenmusik von modernen nigerianischen Komponisten gespielt und das war richtig mitreissend und hat Spass gemacht zuzuhoeren.

Dienstag, 28. September 2010

Erste Eindruecke

Auch wenn ich jetzt schon beinahe einen Monat in Nigeria verbracht habe, versuche ich moeglichst ausfuehrlich von allem, was ich hier bisher erlebt habe, zu berichten.
Unsere Reise hat gut geklappt und wir haben in den 8 Stunden Wartezeit in Dubai eine Stadtrundfahrt gemacht, auf der wir viele luxurioese Hotels und das groesste Gebaeude der Welt gesehen haben (wir haben auch versucht, es komplett auf ein Foto zu bekommen).
Nach einer Nacht in einem Hotel in Lagos, sind wir fuer eine Woche nach Badagri gefahren, wo wir unser arrival camp hatten. Dort waren wir 10 deutsche, ein oesterreichischer und ein Freiwilliger aus USA und 6 ICYE Mitarbeiter. Wir wurden langsam an das scharfe Essen gewoehnt, haben ein paar Woerter Yoruba gelernt, sind an den Strand gefahren, wo wir die einzigen im Wasser waren, haben gezeigt bekommen, wie man hier seine Waesche waescht und hatten insgesamt sehr viel Spass.
Danach wurde ich von meiner Gastmama Biodun abgeholt. Ich teile mit ihr ein Bett und es wohnt noch ihr aelterer Bruder Akeem hier. Wir verstehen uns sehr gut und ich fuehle mich wohl hier (besonders schoen sind die Abende, an denen wir keinen Strom haben, sodass der Fernseher nicht laeuft und wir uns unterhalten). Sie sind recht besorgt um mich und haben deshalb feste Vorgaben fuer mich, aber bisher stoert mich das eigentlich auch nicht. Ein bisschen muss ich mich noch an das Sprechen in Befehlen gewoehnen, was meine Mama, aber auch viele andere hier machen. Meine Mama ist jetzt aber fuer einen Monat nicht da, weil sie Pruefungen hat. In der Zeit wohnt eine Freundin von ihr hier, die sich um mich kuemmert. Ich mache zuhause auch viel Hausarbeit wie kehren, spuelen, kochen...
Ich arbeite bei der Nigerian Red Cross Society im Waisenhaus und der Schule. In den ersten beiden Wochen waren noch Ferien. Da war es im Waisenhaus sehr anstrengend, weil ich teilweise mit ca. 25 Kindern zwischen 1 und 5 allein in einem Raum zum Spielen war, wobei es aber keine Spielsachen gab. Auch der Umgang mit manchen Kindern war und ist nicht einfach. Es hat mich schon sehr geschockt, wie viel die Kinder geschlagen werden und auch untereinander schlagen. Da ist es fuer mich schwierig, mich irgendwie durchzusetzen, weil die Kinder wissen, dass ich sie nicht schlage.
Dann hat die Schule angefangen und ich war erst eine Woche bei den Babys, die noch nicht in die Schule gehen,wo es mir sehr gut gefallen hat. Jetzt bin ich in der nursery school bei den Kleinsten. Das ist fuer mich ein bisschen schwierig, aber ich war erst 2 Tage dort und muss mich vielleicht erst eingewoehnen und sehen, wie ich mich einbringen kann.
Inzwischen kann ich allein zu meiner Arbeit fahren, auch wenn das Strasse-ueberqueren manchmal noch schwierig ist bei dem verrueckten Verkehr. Es kommt mir so vor, als ob hier fast die Haelfte aller Fahrzeuge gelb waeren: keke marwas (Dreiraeder) und alte VW-Busse, die erst mit 16 Personen voll besetzt sind, haben ihre feste Routen und ich fahr fast immer mit ihnen. Vor einer Fahrt auf einem Motorrad, die noch viel verrueckter unterwegs sind als alle anderen, hab ich mich erst gefuerchtet, aber schon zweimal gut ueberstanden und es hat sogar Spass gemacht, weil auf der Strecke nicht so viel Verkehr war.
Meine Gastmama hat mich mit zum Haare machen genommen (sie war auch genervt davon, dass meine Haare ueberall rumfliegen) und deshalb hab ich jetzt ganz viele roetliche kleine gedrehte Zoepfe. Meine Haare allein haetten naemlich nicht gut gehalten und das Kunsthaar gab es nur in Schwarz oder Rot. Es ist sehr praktisch und haelt ungefaehr einen Monat. Danach probier ich vielleicht noch was anderes aus.
Die anderen Freiwilligen treff ich immer wieder und es ist total schoen, sich ueber die Erfahrungen hier auszutauschen. Wir verstehen uns auch alle sehr gut.
Das Wetter ist im Moment so um die 28 Grad, oft sonnig, so dass ich mir am wochenende einen kleinen Sonnenbrand auf der Stirn geholt habe, aber es regnet sehr haeufig, da auch gerade Regenzeit ist. Ich bewundere jeden Tag alle die, die mit Flipflops laufen koennen ohne sich so wie ich komplett vollzuspritzen. Vielleicht weichen sie auch einfach besser den vielen Pfuetzen aus. Aber ich hab ja noch ein bisschen Zeit das zu lernen. 
bald erfahrt ihr noch mehr...