Montag, 28. Februar 2011

und schon ist es vorbei

Inzwischen bin ich schon wieder richtig zuhause angekommen, da mein Freiwilligendienst wegen Visaproblemen auf ein halbes Jahr verkürzt wurde und wir am 23. Februar in Frankfurt gelandet sind. Anfangs war ich davon nicht gerade begeistert, aber jetzt ist es auch schön wieder da zu sein. Genaue Pläne hab ich für die nächste Zeit noch nicht, deshalb erzähl ich lieber von meinen letzten Wochen in Lagos.




An einem Samstag war ich im Waisenhaus, weil 4 Erwachsene dort ein Projekt gestartet haben. Sie kommen alle 14 Tage um mit den Kindern etwas zu basteln. Da es das Wochenende vor Valentinstag war, haben wir Valentinskarten gemacht. Es hat total viel Spaß gemacht und die Kinder haben sich riesig gefreut. Basteln ist für sie wirklich was Besonderes und für uns war es besonders stressig, weil wir nur zu fünft für ca. 25 Kinder waren. Mit der Zeit werden sich hoffentlich mehr Freiwillige finden, die bereit sind mitzuhelfen und auch finanzielle Unterstützung brauchen sie für die in Nigeria recht teuren Kunstmaterialien.


Am nächsten Tag war ich mit anderen Freiwilligen in einer Kunstgallerie. Nike, die Frau, die all die Kunstwerke für das vierstöckige Gebäude zusammengestellt hat bzw. immer noch dabei ist, ist wohl die bekannteste nigerianische Künstlerin. Sie war da, als wir kamen, hat uns herzlich begrüßt, sich sehr gefreut, dass wir ihr auf Yoruba geantwortet haben und nachdem wir einige Stunden lang die vielen wunderbaren Gemälde, gebatikten Stoffe und Skulpturen angeschaut hatten, wurden wir zum Mittagessen von ihr eingeladen, sie hat uns die großen Pötte mit Indigofarbstoff gezeigt und ganz viel erzählt; von den Workshops, die sie in Deutschland gehalten hat, von ihren Gallerien in Abuja (der nigerianischen Hauptstadt), Oshogbo und New York, den vielen Schülern, die sie hat, und den Frauen, die bei ihr lernen zu batiken und Abrechnungen zu machen, um selbstständig leben zu können.



Am letzten Tag auf der Arbeit wurden alle Kinder nach der Schule schön angezogen, ich hab auch ein neues ganz traditionelles Native bekommen, bei dem der Rock einfach aus einem großen Tuch besteht, das man sich rumwickelt. Das Knisterpapier auf dem Kopf durfte natürlich auch nicht fehlen. Dann wurden ganz viele Fotos in verschiedenen Konstellationen gemacht, wir haben ein bisschen getanzt, ich hab noch zwei andere Natives, die sie extra für mich schneidern ließen, bekommen und die Grandma hat  mir nochmal gesagt, wie froh sie sind, dass ich da war. Es ist mir nicht leicht gefallen dann zu gehen.



Wir Freiwilligen hatten drei Tage Seminar, in denen aber nicht mehr wirklich viel passiert ist, wir sind nochmal an den Strand gefahren, mussten uns von allen Freunden verabschieden... Zum Glück konnte meine Gastmama, die eigentlich im Moment für einige Wochen in einer anderen Stadt ist, an meinem Abreisetag kommen, wir hatten es nochmal sehr lustig miteinander, sie hat mir ein Stück Ziegenfleisch von meiner Gastoma mitgebracht, weil sie am Tag vorher geschlachtet hatten, und sie ist auch mit an den Flughafen gekommen. Insgesamt waren wir 21 h von Lagos bis Frankfurt unterwegs, weil wir über Dubai geflogen sind und dort 7 h Aufenthalt hatten. Hier hab ich mich recht schnell wieder eingewöhnt, freu mich im Moment vor allem über das viele gute Essen, gefüllte Kühlschränke und stundenlanges Plaudern. Am Anfang fand ich es auch schön, dass man in seinem Bett mit mehreren Decken liegen kann und nicht schwitzt, aber inzwischen denk ich schon wieder wehmütig daran, dass ich ein halbes Jahr lang keine kalten Füße hatte.

Ich hab ganz viele bunte Kleidungsstücke mitgebracht, weil ich nicht nur selbst einige hab machen lassen, sondern zum Abschied auch noch 5 geschenkt bekommen hab.

Montag, 7. Februar 2011

Vor ein paar Wochen waren wir mit einem nigerianischen Freund in einem der Armenviertel hier in Lagos. Es ist ganz in der Naehe von dem Waisenhaus, in dem ich arbeite und am Anfang, als ich mit der Impfkampagne unterwegs war, sind wir auch dort gewesen, aber nicht so richtig drinnen.
Ich hatte Bedenken, dass es unangenehm wird, wenn eine Gruppe Weisser touristenmaessig eine Bootstour dort macht. Doch fast alle Leute, denen wir begegnet sind, waren sehr freundlich zu uns und viele Kinder haben uns zugewunken. Das Viertel ist zu grossen Teilen auf dem Wasser gebaut und viele Haeuser kann man nur erreichen, wenn man ueber schmale Planken laeuft oder auch nur per Boot.


























 Das letzte Wochenende war sehr aufregend, weil ich seit neuestem Model bin :-) Ein Freiwilliger hat einen Fotographen kennengelernt, der Fotos von Oyinbos am Strand in nigerianischer Kleidung machen wollte. Spaeter wurde uns erklaert, dass sie Bilder fuer einen Modekatalog machen. Da sie gerade erst mit ihrem Geschaeft und einer eigenen Marke fuer Kleidung, Schuhe und Schmuck angefangen haben, haben wir als Dankeschoen ein Kleidungsstueck behalten. Der Tag vom Fotoshooting verlief dann nach "african time". Wir sollten gegen 9 abgeholt werden, sie kamen nach 11; dann haben wir ca. 3 h auf das Boot gewartet, das uns an den Strand gebracht hat, wir mussten noch zum Strandhaus laufen, geschminkt werden (!!!) und uns umziehen. Bis Bilder gemacht wurden war es nach 4 und um 7 wird es dunkel. Deshalb hatten wir nicht so viel verschiedenes an, wie wir vorher anprobiert hatten, aber die restlichen Bilder machen sie dann ohne uns. Modeln ist nicht grad meine Berufung, aber es war auf jeden Fall eine lustige Erfahrung und ich freu mich schon auf den Katalog. Ist auch einfach nett, was einem hier als Weisse\r so alles passieren kann. Eine Freiwillige hat schon in einem Nollywood Film mitgespielt und eine andere wurde fuer ein Musikvideo gefragt.

Seit letzter Woche ist hier wieder Schule, nachdem im Januar kurzfristig beschlossen wurde, dass wegen der Registrierung fuer die Wahlen alle Grundschulen noch einen Monat laenger Ferien machen. Ich habe die Zeit mit meinen Kindern umso mehr genossen, da ich nicht so besonders gerne mit ihnen in der Schule bin.  Zwei von "meinen" Maedchen wurden vor 2 Wochen adoptiert. Ich hab mich natuerlich riessig fuer sie gefreut, aber war schon traurig, als sie ploetzlich gegangen sind. Auch die Kinder zeigen mir immer wieder, dass sie mich recht gern haben. Sie beten haeufig mit den Leuten, die zum Spenden kommen. Dabei hat eine der aelteren Maedchen gebetet: "...we thank you for our children, our babies, our Regina, our aunties in Jesus name-Amen!" .Oder ein Junge, der sagt "los kuess mich" oder am Nachmittag einfach nur "don't go, joo"(bitte).

Auch sonst passieren mir immer wieder alle moeglichen Nettigkeiten. Meine Obstmami, bei der ich oft was kaufe, schenkt mir 2 Stuecke Papaja, ein Okadafahrer faehrt mich umsonst zum Buero meiner Mama (erhofft sich davon meine Handynummer, die er aber nicht bekommt), die Tochter der "grandma" im Waisenhaus backt mir einen Kuchen und eine Frau, der ich sage, dass mir ihr Native sehr gut gefaellt, kauft mir einen Stoff, damit ich mir auch so eines machen lassen kann.



Donnerstag, 6. Januar 2011

Weihnachten und Silvester

Netterweise hab ich einfach so vom 24.12. bis 4.1. frei bekommen. An Heilig Abend hab ich mit 3 anderen Freiwilligen meine letzten Plaetzchen gegessen und bin spaeter mit Svenja zu ihrer Gastfamilie in Shagamu gefahren. Dort hatten wir einen sehr gemuetlichen Abend, aber so richtig weihnachtlich haben wir uns nicht gefuehlt. Es war trotzdem schoen ganz viel Weihnachtsmusik anzuhoeren, mit zuhause zu telefonieren und passende Deko mit Strohsternen, Kerzen, Adventskalender hatten wir auch. Am 25. sind wir mit Svenjas Gastmutter und -bruder in die Kirche gegangen. Es war aber, soweit ich es mitbekommen habe, ein ganz normaler Gottesdienst in der Apostolic Church. Weil wir fast 2 Stunden zu spaet kamen, hat er nur noch 1 1/2 Stunden gedauert. Zur Kollekte wurde Musik gespielt und die Leute sind der Reihe nach nach vorne getanzt um ihr Geld dort in eine grosse Schale zu legen. Die meisten sind auch mehrmals gegangen. Das fand ich seltsam, aber mir wurde schon von anderen erzaehlt, dass es sich hier in vielen Kirchen hauptsaechlich um Geld dreht.Nach dem Gottesdienst haben wir eingekauft und dann einen superleckeren Salat mit Rueben, Paprika, Kohl, Mais, Erbsen, Ei, Bohnen und Heinz Salat creme gemacht (Salat gibt es recht selten). Weihnachten wurde nicht gefeiert, auch am naechsten Tag (Boxing Day, also der Tag, an dem Geschenke aufgemacht werden) nicht. Geschenke gabs in ihrer Familie auch keine. Nur der Gastbruder hat von ihr ein Glas Nutella bekommen. Wir haben lange mit den kleinen Nachbarskindern gespielt und hatten es sehr gemuetlich. Ich hatte also sehr entspannte Tage und auch wenn es fuer mich nicht Weihnachten war, war es schoen und ich hatte jedenfalls absolut keinen Weihnachtsstress.
In der naechsten Woche hab ich die meiste Zeit bei Papa verbracht, einem aelteren Herren, der jedes Jahr einen Freiwilligen aufnimmt, bei dem es aber auch noch ein Freiwilligenzimmer gibt. Darin sind einige Matratzen und Betten und wir sind bei ihm immer willkommen. Einen Tag sind wir im Lekki Conservation Centre gewesen, einem Stueck Natur in Lagos mit vielen Tieren und Pflanzen. Die Krokodile und Antilopen haben wir zwar leider nicht gesehen, aber Pfaue, riessige Schildkroeten, viele Schmetterlinge und Voegel und Affen. Auch der Blick vom Baumhaus inmitten von Palmen und anderen grossen Baeumen war wunderbar. Am naechsten Tag waren wir im National Museum. Es war ganz interessant, aber leider gab es bei fast keinen Gegenstaenden Zeitangaben.
(Fotos von all dem kommen hoffentlich bald nach, weil mir eine Freundin aus versehen alle Bilder von der Kamera geloescht hat, aber die anderen Freiwilligen machen ja auch immer welche)
Silvester haben wir zusammen am Strand verbracht. Leider konnten wir das Feuerwerk in der Stadt wegen der dreckigen Luft und schlechten Sicht nicht sehen, sondern nur hoeren. Dafuer haben wir das Meer, vorbeifahrende, hellbeleuchtete Schiffe und einzelne Raketen am Strand genossen. Danach sind wir noch eine Weile in einen Club zum Tanzen. Richtig genial war der naechste Morgen; bestimmt das beste Neujahr, das ich erlebt hab. Nachdem wir Kekse, Orangensaft und Christstollen gefruehstueckt hatten, sind wir gleich schwimmen gegangen. Es war total ruhig, noch keine Leute da, das Wasser hat von der Sonne wunderbar geglitzert und war angenehm kuehl. Der Strand wurde tagsueber noch voll, aber es war trotzdem sehr schoen.

Die Freiwillige aus Frankreich ist fuer Weihnachten nach hause geflogen und hat fuer uns alle verschiedenen Kaese, Brotaufstriche und Wuerstchen mitgebracht. Mit in der Pfanne getoastetem Brot, Essiggurken und fein geschnittenen Aepfeln gab das einen leckeren Kaeseabend.












Sonst haben wir auch mal einen Tag bis 2 Uhr im Bett verbracht, irgendwelche Spiele gespielt, gelesen, leckeres Obst gegessen und es uns gut gehen lassen.


























Gestern war vorm Waisenhaus eine Party, weil eine Frau mit den Kindern und auch anderen Gaesten ihren Geburtstag gefeiert hat. Es war total putzig alle meine Kleinen in so schicken Natives zu sehen, die extra fuer diese Feier genaeht wurden.

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Im Krankenhaus, auf Partys und am Strand

Vor 2 Wochen hatte ich ein dickes, rotes Auge und wollte deshalb zum Arzt gehen. Meine Mama hat mich ins Krankenhaus gebracht (Arztpraxen gibt es hier so weit ich weiss kaum). Ich hatte die Nummer 61 und musste erstmal 2 Stunden warten bis ich mich anmelden konnte. Dann durfte ich mich, nachdem sie mir den Blutdruck gemessen hatten, in einen anderen Raum setzen. Ab und zu kam eine Krankenschwester und hat Leute in bestimmte Reihenfolgen gesetzt, die dann aber doch nicht eingehalten wurden. Nach einer weiteren Stunde war ich dann beim Arzt in einem Zimmer zusammen mit 2 anderen Patienten und Aerzten. Der hat sich mehr fuer mich als fuer mein Auge interessiert... Mit dem Rezept bin ich dann in die Apotheke, die zum Krankenhaus dazugehoert. Ich hatte das System nicht verstanden, aber nette Leute haben es mir erklaert. Also hab ich mich erstmal angestellt um mein Rezept abzugeben. Nach einigen Minuten hab ich es mit einem Preis drauf weiderbekommen. Dann hab ich mich zum Bezahlen angestellt. Die Quittung und das Rezept hab ich abgegeben und als ich irgendwann aufgerufen wurde, hab ich in einem anderen Raum nochmal gewartet bis ich dran war und mir der Apotheker erklaert hat, was ich wie nehmen soll. Nach 4 mal anstellen, was ca. 1 Stunde gedauert hatte, konnte ich die Apotheke dann leicht genervt verlassen. Meinen Augen gings schnell wieder besser. Die Frauen im Waisenhaus haben sehr gelacht, weil Apollo (so heisst die ganze Sache) hier recht haeufig auftritt und sie dachten, dass das Weisse nicht bekommen koennen. Koennen wir aber definitiv, weil 4 andere Freiwillige auch Apollo hatten. Es ist uebrigens nicht in allen Krankenhaeusern und auch in dem anscheinend nicht immer so.
Am vorletzten Wochenende sind wir wieder zu meinen nigerianischen Grosseltern gefahren, weil wir auf einer Hochzeit eingeladen waren. Dafuer gab es auch weider ein neues Native. So wie das letzte mal sind wir wieder erst mittags hingegangen, obwohl es eigentlich um 10 losgehen sollte. Biodun meinte aber, dass das 10 Uhr afrikanische Zeit ist und man also nie genau weiss, wann es wirklich losgeht. Als wir ankamen, wurden noch muslimische Gebete gesprochen, ansonsten war es so wie auf den anderen Partys, auf denen ich bisher war, auch. In einem grossen Zelt gab es Essen und Trinken, Musik, es wurden Fotos gemacht und getanzt. Dabei wird oft demjenigen, der das Fest veranstaltet, also dort dem Hochzeitspaar, Geld in kleinen Scheinen ueber Kopf und Schultern gestreut. Meine Begleiterinnen waren anscheinend darauf aus, moeglichst viel mit nach hause zu bringen. Jedenfalls wurde Reis und Fleisch in Plastiktueten gepackt und Wein in kleine Flaschen umgefuellt...Diesmal hatte nicht die ganze Gesellschaft Kleidung aus demselben Stoff, sondern einzelne Gruppen wie Freunde vom College oder die Familie hatten jeweils einen eigenen Stoff.
Mit 10 von meinen Kindern war ich auf 2 Weihnachtsfeiern. Einmal war es eine fuer benachteiligte Kinder in Lagos. Es wurden verschiedene Spiele gespielt, VIEL gegessen und getrunken (wobei unsere Begleiterinnen das meiste gleich eingesammelt haben, sogar das Stueck Fleisch auf jedem Teller) , es gab ein Krippenspiel und zum Schluss hat jedes Kind ein Geschenk vom Weihnachtsmann bekommen. Unsere Kinder waren dort mit die juengsten, sie kamen mir ein bisschen ueberfordert  vor und haben bei den Spielen auch nur zugeschaut. Zu der anderen Feier sind wir mit 4 Erwachsenen und 10 Kindern in einem Golf gefahren. Da die Fahrt relativ lang war, sind einige eingeschlafen und auf der Feier, wo sie eigentlich etwas vorsingen sollten, waren dann alle muede und eingeschuechtert. Deshalb hat unser Begleiter nach ca. 1 Minute singen schnell “vielen Dank fuer Ihre Aufmerksamkeit” ins Mikro gesagt, die Kinder sind von der Buehne und wir wieder nach hause gefahren.
Fuer die Weihnachtsfeiern haben alle Maedchen im Waisenhaus schoene Frisuren mit Kunsthaar und Perlen bekommen. Meine eigenen Haare sind im Moment auch wieder geflochten. Im Haare aufmachen bin ich uebrigens jetzt sehr geuebt, weil den Kindern alle paar Wochen die Haare neu geflochten werden.

Hier bekommt man von der Arbeit zu Weihnachten oft so etwas wie einen Sack Reis und Bohnen oder ein Huhn geschenkt. Die Lehrer von unserer Schule haben alle einen halben Sack Reis und einen Karton Indomie (das sind 3 Min.-Nudeln, die viel und gerne gegessen werden) bekommen. Die Grandma von allen Kindern, die dort mit wohnt und im Waisenhaus die Chefin ist, meinte, dass sie mir auch etwas geben will. Weil ich ja normalerweise immer mit dem Bus fahre, hat sie extra den Fahrer vom Roten Kreuz engagiert um mich nach hause zu bringen. Unsere Ladung war ein ganzer Sack Reis, eine Tuete Bohnen, 2 Kartons Indomie, 4 Yamswurzeln, ein Pack Yoghurtdrinks und ein riesen Pack Klopapier. Grandma hat mir auch erklaert warum ich so viel bekomm. Sie meinte, dass ich die erste Freiwillige bei ihnen bin, die wirklich was arbeitet und zuverlaessig da ist. Das war auf jeden Fall sehr nett.
Den vierten Advent hab ich zusammen mit anderen Freiwilligen am Strand verbracht. Wir hatten einen total gemuetlichen Tag mit Kokosnuss essen, baden, im Schatten liegen und mit verschiedenen Verkaeufern ueber Preise von Tuechern, Taschen, Schnitzereien ... verhandeln.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Mal wieder ein paar Bilder

Noch zum Essen, hier ein Bild von Amala mit Okro, einem Stueck Fleisch und Stew. In der blauen Schuessel im Hintergrund ist Wasser zum Haendewaschen. Oft wird dann nach dem Essen lieber das Trinkwasser zum Haendewaschen benutzt als dass man aufsteht und sich die Haende am Waschbecken waescht.



ein ICYE Mitarbeiter und ich beim Palmwein trinken
Urwald in Ikenne
Das war das Haus von Susanne Wenger mit vielen interessanten Gestalten am Gelaender und ueberall im Haus verteilt.

Dienstag, 23. November 2010

In Ibadan und Oshogbo

Da in der letzten Woche Dienstag und Mittwoch muslimischer Feiertag war, sind wir zu den Eltern meiner Mama nach Ibadan gefahren. Jetzt kenn ich also meine Grossfamilie mit Oma und Opa, Tanten, Onkels und 2 kleinen Cousinen. Sie wohnen etwas ausserhalb der Stadt (wir sind auf einer Strasse gefahren, die ich eher als Sandbuckelpiste bezeichnen wuerde) und es war so wie ich mir "das afrikanische Leben", das es so natuerlich nicht gibt, vorgestellt habe. Sie haben keine Strom- und Wasserleitung, aber einen Generator. Es gibt Huehner, Ziegen, Schafe und gekocht wird hinterm Haus ueber dem Feuer. Dienstag vormittag wurde in Erinnerung an das Opfer von Abraham ein Widder geschlachtet, was sie nur einmal im Jahr an diesem Feiertag machen. Erst wurde er getoetet, dann mit Kerosin eingerieben, angezuendet bis all das Fell verbrannt war, mit Seife und Wasser gewaschen und schliesslich aufgeschnitten und in Kleinteile zerlegt. Bis dahin sass ich gemuetlich unterm Orangenbaum und hab zugeschaut.


Dann durfte ich beim Gedaerme ausleeren, waschen, umdrehen, nochmal waschen und flechten, damit man nicht eine lange Schnur, sondern einen kleinen Zopf auf dem Teller hat, helfen. Ansonsten ist dort nichts Aufregendes mehr passiert, aber ich waere gern noch laenger geblieben, weil es so gemeutlich und erholsam war: Im Halbschatten mit einer leichten Brise sitzen, kein Laerm, Opa schaelt eine Papaya fuer uns und ich versuche Orangen zu pfluecken und auf nigerianische Art zu essen - wunderbar. Zum Glueck ist Biodun bald auf einer Hochzeit in Ibadan eingeladen, sodass wir dann fuers Wochenende wieder hinfahren.

Dieses Wochenende waren wir zu sechst (nur Freiwilllige) in Oshogbo. Die Fahrt von ca. 215 km hat 5 1/2 h gedauert. Wir standen lange im Stau und der Trick, dass wir ueber den Gruenstreifen auf die Gegenfahrbahn gewechselt haben, hat uns zwar nicht zu einer frueheren Ankunft, aber der Gegenrichtung zu ebenfalls Stau verholfen. (Sie kamen dann dafuer auch auf unsere Fahrbahn, jaja nigerianischer Verkehr) Deshalb hatten wir dann garnicht so viel Zeit dort, aber es war trotzdem sehr schoen. Besonders gut gefallen hat und das Haus von Susanne Wenger, einer oesterreichischen Kuenstlerin, die sich intensiv mit der Kultur und v.a. auch Religion der Yoruba auseinandergesetzt hat. Susanne Wenger ist 2009 gestorben, aber eine Frau, die in dem Haus wohnt, hat uns von ihr erzaehlt und wir durften uns einfach so im Haus all die Kunstwerke anschauen. Wir waren auch im sacret forest, einem wunderschoenen, friedlichen Stueck Wald, fuer das sie Statuen und einen Tempel gemacht hat. Da muss ich gleich meinen letzten Eintrag korrigieren, weil wir naemlich ein paar Affen gesehen haben. Es gab viele schoenen Schmetterlinge und natuerlich Moskitos, die mir auch sonst recht haeufig begegnen.

Samstag, 20. November 2010

Von Tieren, nigerianischem Essen und Yoruba sprechen

Bei uns zuhause ist das Essen nicht besonders abwechslungsreich. Es gibt abends immer entweder Reis, manchmal mit Bohnen, und dazu Stew, eine rote, scharfe Sosse mit Fleisch und/oder Fisch. Netterweise war in der Sosse anfangs mehr Tomatenmark, sodass es nicht zu scharf fuer mich war. Oder es gibt Amala, ein weicher Kloss aus Yammehl, auch mit Stew und dazu Okro, eine gruene Frucht, die zerkleinert und gekocht wird, sodass es eine schleimige Sosse wird. Das Ganze wird mit der Hand gegessen. Das mach ich sehr gern. Es gibt natuerlich auch verschiedene andere Gerichte, aber einiges mag mein Bruder nicht oder wir machen es einfach nur sehr selten. Leider gehoert dazu auch Plantain (Kochbanane), die gebraten oder gekocht superlecker schmeckt. Ich mag den Fisch hier wesentlich lieber als Fleisch, manchmal sinds nur ein bisschen viele Graeten. Dann macht sich meine Familie oft lustig, weil die doch so weich sind und man sie einfach mitessen kann. Obwohl ich sonst alles aufessen muss, darf ich immerhin Knochen und Graeten uebrig lassen. Das mit dem Aufessen ist manchmal echt schwierig, weil man eine Portion bekommt und die dann isst. D.h. ich muss vorher wissen, wie gross mein Hunger ist, weil alles, was im Topf ist, aufgeteilt und gegessen wird. Ich wuerde aber lieber 2-5 kleine Portionen essen.
Morgens ess ich meistens Obst oder Brot (sowas wie ungetoastetes Toast) mit Marmelade. Die selbstgemachte aus Deutschland hab ich leider schon aufgebraucht, aber in einem kleinen Supermarkt konnte ich neue kaufen. Am Samstag gibts vormittags Bohnen, sonntags Ei, Brot und Tee mit Milch und Honig!! Unter der Woche ess ich mittags normalerweise mit den Kindern, meist Reis oder Nudeln. In letzter Zeit gabs aber oefter mal nicht genug und ich will den Kindern ja nichts wegessen. Manchmal gabs auch einfach nur ein paar Kekse.
Essen ist fuer mich dort oft schrecklich. Manche koennen noch nicht richtig allein essen, sodass ihnen die Haelfte runterfaellt, sie dann eben vom dreckigen Boden weiteressen. Manche essen so langsam, dass die schnelleren ihnen das Essen vom Teller klauen und andere haben so grossen Hunger, dass sie alles, was den anderen noch am Finger, im Gesicht oder am T-shirt haengt, aufsammeln. Grosses Geschrei gibt es auch immer ums Wasser und ich glaube, dass sie haeufig nicht genug zu trinken bekommen. Oft fragen sie mich schon morgens, wenn ich komm, nach Wasser, aber es gibt dann erst 2-3 Stunden spaeter was. Letztens hat ein Junge sogar aus dem Eimer, der im Klo steht, Wasser getrunken, das eigentich dafuer da ist, den Kindern den Po zu waschen. Kinder gewaschen hab ich in den letzten 2 Wochen sehr oft, weil 10 Kinder jetzt lernen sollen aufs Klo zu gehen und das noch nicht so recht klappt.
In den letzten Wochen hatte ich neben der Anstrengung sehr viel Spass mit den Kindern. Mit vielen kann ich jetzt, wo ich sie besser kenn, auch besser umgehen. Aber es gibt leider auch einige, bei denen ich ratlos und ueberfordert bin. Die meisten Kinder singen sehr gern (die ersten Weihnachtslieder werden hier auch schon seit anfang November geuebt, aber fuer mich fuehlt es sich so an wie Strohsterne basteln im Sommer), Klatschspiele und Hoppe-hoppe-Reiter ist auch immer angesagt. Ich finds am lustigsten, wenn sie tanzen. Wenn dort Musik laeuft, dann solltet ihr mal diese 2-5 jaehrigen Kinder sehen! Die koennten genauso gut 16 sein. Letztens hatten sie dann noch alle Sonnenbrillen geschenkt bekommen - sooo cool. Inzwischen hab ich schon mehrere Geburtstage im Waisenhaus mitbekommen. Dann werden alle Kinder schoen angezogen, singen fuer das Kind oder manchmal kommen auch Leute von ausserhalb, die mit den Kindern ihren Geburtstag feiern wollen, “happy birthday” und essen ein kleines Stueck vom Kuchen. Die Kuchen sind meist ganz bunt und suess und sehen sehr kuenstlich aus.
Ich war auch schon auf dem 1. Geburtstag der Tochter einer Bekannten eingeladen. Die ca.20 Kinder wurden durch laute Ansagen ins Mikro zu verschiedenen Spielen animiert, die 50 Erwachsenen haben zugeschaut und sich unterhalten. Es gab was zu essen, Musik und es wurden ganz viele Bilder mit dem Geburtstagskind und -kuchen gemacht.
Weil ich schon ein bisschen an mangelndem Musik machen leide, find ichs sehr schoen, dass in der Methodistenkirche einmal im Monat am Sonntag Abend 2 Stunden lang Kirchenlieder gesungen werden. Die Lieder wurden mit Orgel und Chor begleitet. ein paar Chorstuecke mit einer Band. Meistens hab ich ein bisschen hinterher gesungen, weil nur der Text abgedruckt war, ich aber die Melodie nicht kannte (ausser bei “Lobe den Herren” auf englisch).
Vorletztes Wochenende sind 9 Freiwillige (wir sind jetzt 12 deutsche und 6 andere) mit einem vom ICYE (unsere Organisation) in seinen Heimatort gefahren, wo ein Festival war. Sein Papa hat uns alle ganz lieb beherbergt und extra den Fotographen bestellt. Am Samstag gab es einen Umzug mit maskierten Trommlern, singenden, tanzenden Kindern, Trompetern, vielen Leuten in traditioneller Kleidung und einigen seltsamen Gestalten. Als wir abends in einer Bar sassen, haben wir von einer von den Frauen, die mit einem Tablett voller verschieden grosser Kruege auf dem Kopf rumgelaufen sind, einen Krug leckeren Palmwein gekauf. Bevor wir am Sonntag wieder zurueck gefahren sind, habe wir einen Spaziergang durch den Urwald gemacht. Es war so schoen zwischen all dem Dreck und Laerm in Lagos mal wieder ganz viel Gruen und Stille um sich zu haben.
In meinem Alltag ist es eigentlich immer laut durch Verkehr, Generatoren, schreiende Leute, Tiere, ... und ich fuehl mich ziemlich dreckig. Es sind nicht nur die Kinder, die Rotze, Essensreste und ihre dreckigen kleinen Haende an mir abschmieren, sondern v. a. auch der ganze Schweiss, Staub und Sand. Daran, seinen Muell einfach dort hinzuwerfen, wo man gerade geht oder steht, hab ich mich noch nicht gewoehnt. Aber manchmal ist es dann echt schwierig, den Abfall loszuwerden, da ich bisher nur selten oeffentliche Muelleimer gesehen hab. Den Muell von uns zuhause bringen wir ab und zu abends oder frueh morgens in die Naehe von unserer Bushaltestelle, wo er dann von der Muellabfuhr abgeholt wird.
Tiere, die man mit Afrika verbindet, wie Elefanten und Affen hab ich noch nicht gesehen. Mir begegnen dagegen haeufig freilaufende, laut gackernde Huehner, Ziegen, bunte Echsen und besonders in unserer Gegend Widder. Die sind netterweise meist irgendwie festgebunden oder eingezaeunt und werden dann am Strassenrand geschlachtet und zerkleinert. Bei uns zuhause gibts dann noch Ameisen, die wirklich ueberall hinkommen, wo es was zu essen gibt, aber normalerweise sind sie hauptsaechlich in der Kueche. Zusaetzlich hatten wir in letzter Zeit noch Kakerlaken, die aber dank Insektenpulver nicht lang ueberlebt haben.
Meine Yorubakenntnisse verbessern sich leider so gut wie garnicht. Bisher kann ich immer noch nicht viel mehr als das, was wir schon ganz am Anfang gelernt haben wie “Guten Morgen”, “wie gehts” und “ich heisse Regina”. Es aergert mich ein bisschen, weil eigentlich alle Leute um mich sowohl auf der Arbeit als auch zuhause die meiste Zeit Yoruba reden und ich dann nur daneben sitz. Wenn sie pidgin english reden, ist das auch keine Hilfe, weil ich dann nur einzelne Worte versteh. Wenn die Frauen im Waisenhaus was miteinander besprechen, es mir aber nicht extra auf englisch sagen, weiss ich haeufig nicht, was los ist oder was die Kinder gerade machen sollen. Mein Englisch ist ausserdem nicht so besonders gut, sodass ich oft nachfragen muss und mich nicht richtig ausdruecken kann. Mein Gastbruder hat mich trotzdem gelobt, dass ich so gut erklaeren kann, als wir ein paarmal zusammen Aufgaben zu logischem Denken und in Mathe gemacht haben. Er hat naemlich bald irgendeine Pruefung auf der Arbeit und muss dafuer ueben.